Inhalte einschätzen
Bei der Einschätzung von Inhalten hilft Dir keine App. Hier kommt es vor allem darauf an, Texte selber (oder im Team) kritisch zu lesen. Stell die folgenden Fragen an den Text, die Antwort gibt Dir gute Hinweise darauf, ob du dem Text vertrauen kannst:
Welche Belege kommen im Text vor?
Seriöse Quellen arbeiten mit Belegen. Das heißt, dass klar zu erkennen ist, wer eine Aussage getätigt hat und alle angegebenen Fakten mit Quellen belegt sind. Ausnahme: Kommentare geben stets die Meinung der Autor*in wieder. Seriöse Medien machen daher deutlich, ob ein Text ein Kommentar ist oder nicht. Texte, die unzureichend belegt sind, insbesondere, wenn wesentliche Bestandteile der Story auf Gerüchten beruhen und nicht klar geschrieben wird, woher diese stammen, sind unseriös. Man sollte diese Texte nicht weiterverbreiten.
Können genannte Akteur*innen tatsächlich wie beschrieben handeln?
In vielen Fake News liest man von Menschen, die scheinbar über Superkräfte verfügen: Politiker*innen haben beispielsweise Fake News zu Folge die Zeit, jeden Morgen Zeitungsredaktionen die Themen und Meinungen zu vorzugeben. Viele Fake News erkennt man also daran, dass den Akteur*innen von denen sie handeln, Tätigkeiten zugeschrieben werden, die sie gar nicht getan haben können. Zum Beispiel, weil sie zur genannten Zeit nicht am genannten Ort gewesen sind. Oder weil Politiker*innen Handlungen nachgesagt werden, die sie gar nicht machen dürften. Politker*innen dürfen zum Beispiel keinen Einfluss auf die Entscheidung von Gerichten nehmen – viele Fake News unterstellen ihnen das trotzdem. Deshalb lohnt es sich im Zweifel zu nachzuprüfen, ob es realistisch ist, dass im Text genannte Akteur*innen tatsächlich das getan haben, was behauptet wird.
Quellen überprüfen
Zur Bewertung, wie viel Glaubwürdigkeit man einem Text schenken möchte, ist es sinnvoll sich mit der Quelle auseinanderzusetzen, die als Erstes den Text veröffentlicht hat. Seriöse Quellen sind Informationsangebote wie Tageszeitungen, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten und Co. Seriös sind sie, weil sie unterschiedliche Meinungen und Positionen zu bestimmten Themen abbilden. Die folgenden Tricks für Suchmaschinen helfen dabei, schnell herauszufinden, ob ein Medium ausgewogen berichtet oder tendenziös:
Themen auf einer Seite suchen:
Gib in die Suchmaschine zunächst einen Begriff für ein bestimmtes Thema ein. Wenn du zum Beispiel herausfinden willst, ob eine Seite fair und ausgewogen über Flüchtlinge schreibt, dann gibst du "Flüchtlinge" ein. Dahinter schreibst du site: und direkt im Anschluss ohne Leerzeichen die Adresse der Seite, über die du recherchierst. Wichtig: Nimm am besten die Startseite des jeweiligen Mediums Die Suchmaschine zeigt dir jetzt alle Beiträge an, die das Wort "Flüchtling" enthalten und auf der Seite des Mediums gepostet wurden. Du siehst dabei auch die Überschriften. Wenn die stets einseitig sind, Flüchtlinge beispielsweise nur mit negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht werden, kannst du dir sicher sein, dass die Quelle nicht sachlich informieren will, sondern stattdessen Stimmung macht. Mit derselben Methoden kannst du auch Indizien dafür sammeln, ob eine Seite dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen ist. Die rechtsextremen Szenen in Deutschland haben nämlich eigene Sprachcodes, also Wörter, die nur von ihnen benutzt werden. Die Reichsbürger-Szene schreibt zum Beispiel sehr oft von der "BRDGmbh" anstelle von Bundesrepublik Deutschland. Gibst du "BRDGmbh" nach der oben beschriebenen Methode ein, bekommst du alle entsprechenden Treffer auf der Seite. Lies dir die Kurzbeschreibungen zu den Treffern durch: Wird hier über die Reichsbürger-Szene berichtet oder machen sich die Autor*innen der Seite die Begriffe zu eigen und verwenden diese selbst in ihren Texten? Wenn dies bei einschlägigen Sprachcodes der Szene der Fall ist, dann ist Vorsicht im Umgang mit der Quelle angebracht.
Nachschauen wie die Seite vernetzt ist:
Gib in deine Suchmaschine den Befehl link: ein. Direkt dahinter schreibst du ohne Leerzeichen die Webadresse der Quelle, die du untersuchen möchtest. Die Suchmaschine zeigt dir nun vor allem Seiten an, die auf die Quelle verlinkt haben. So verschaffst du dir einen Überblick darüber, welche Seiten Informationen der Quelle verwenden. Außerdem erfährst du so oft auch, was andere Menschen über die Quelle denken.
Identische Textpassagen finden:
Viele Fake News werden wieder aufgewärmt. Oft werden auch bestimmte Passagen und Aussagen von einer Fake News in die nächste kopiert. Wenn dir eine Textpassage seltsam vorkommt, dann kopiere die entsprechende Stelle (je länger, desto besser) in die Zwischenablage. Gehe auf deine Suchmaschine und füge die Passage zwischen Anführungszeichen in die Suchleiste ein. Du bekommst nun alle Seiten angezeigt, die den identischen Text verwendet haben, so erfährst du, ob abgeschrieben wurde und wann die Passage zum ersten Mal im Netz auftaucht.
Bildmanipulationen erkennen
Bilder und Videos machen aus Fake News scheinbar glaubwürdige Nachrichten. Was wir mit unseren Augen sehen können, hinterfragen wir selten. Dabei sind Bilder heute schnell manipuliert und nachbearbeitet. Außerdem sind sie oft aus dem Kontext gerissen. Hier ein paar Tipps zur Einschätzung von Bildern im Netz:
Aus dem Kontext gerissene Bilder:
Mit der Bilder-Rückwärtssuche erfährst du, wann ein Bild zum ersten Mal im Netz aufgetaucht ist. Damit kannst du die bei Fake News beliebte Masche, Bilder aus dem Kontext zu reißen enttarnen. So gehts: Gib die exakte Webadresse (URL) des Bildes, welches du untersuchen willst, in die Bildersuche deiner Suchmaschine ein. Alternativ kannst du auch das Bild selbst per Drag & Drop in die Suchleiste ziehen. Die Suchmaschine zeigt dir nun sämtliche Treffer für das exakt gleiche Bild an. Außerdem siehst du am Datum, wann das Bild ins Netz gestellt wurde. So kannst du feststellen, dass das blutrünstige Bild nichts mit der behaupteten Straftat von letzter Woche zu tun haben kann, weil es schon seit zwei Jahren im Netz steht. Oder du siehst, dass die verdreckte Toilettenanlage nicht gestern in einer Unterkunft für Flüchtlinge fotografiert wurde, sondern die Hinterlassenschaft eines Rockfestivals vor drei Jahren war.
manipulierte Bilder:
Leider gibt es keine 100 Prozent sichere Methode um Manipulationen zu erkennen. Aber gut gemachte Manipulationen brauchen einiges an Zeit und Aufwand. Oft wird dieser nicht bei der Produktion von Fake News aufgewendet. An diesen Stellen sieht man häufig, dass Bilder manipuliert wurden:
Variierende Schatten: Beim rein und raus kopieren von Bildelementen entstehen häufig verschiedene Schattenverläufe, da aus mehreren Bildern, die an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Uhrzeiten gemacht wurden eine Collage erstellt wird. Wenn in einem Bild seltsame Variationen zwischen Schattenverläufen festzustellen sind, dann ist dies ein ziemlich sicheres Indiz für eine Manipulation.
Vorsicht gilt insbesondere bei hochgehaltenen Plakaten, abfotografierten Briefen und Kassenbons sowie bei Schildern: Da hier wenig oder gar keine Schattenwürfe auftreten sind diese besonders einfach glaubhaft zu manipulieren. Weil es so einfach ist, werden solche Bilder gerne für Fake News manipuliert. Deshalb: Wenn in einem Bild jemand auf einem Plakat scheinbar eine besonders heftige Aussage vertritt, lohnt es sich erst mal daran zu zweifeln und nachzuschauen, ob es dafür weitere Belege gibt.
Was immer hilft...
Geduld und Ruhe! Besonders schnell und weiträumig verbreiten sich Fake News in Zeiten mit besonders dramatischer Nachrichtenlage. Beispielsweise wenn die Vermutung besteht, dass es sich bei einer Gewalttat mit vielen Toten um einen Terroranschlag gehandelt haben könnte. In solchen Situationen verbreiten sich in Sozialen Netzwerken schnell Gerüchte und Falschbehauptungen. Da hilft eigentlich nur abwarten, bis seriös arbeitende Medien recherchiert haben oder sich offizielle Stellen zu Wort melden.